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Schumann - Song Cycle Opus 35
(Liederkreis)

1.

Lust der Sturmnacht

 

Wenn durch Berg und Tale draussen

Regen schauert, Stürme brausen,

Schild und Fenster hell erklirren,

Und in Nacht die Wandrer irren.

 

Ruht es sich so süss hier innen,

Aufgelöst in selges Minnen;

All der goldne Himmelsschimmer

Flieht herein ins stille Zimmer:

 

Reiches Leben, hab’ Erbarmen!

Halt’ mich fest in linden Armen!

Lenzesblumen aufwärts dringen,

Wölklein ziehn und Vöglein singen.

 

Ende nie, du Sturmnacht, wilde!

Klirrt, ihr Fenster, schwankt, ihr Schilde,

Bäumt euch, Wälder, braus’, o Welle,

Mich umfängt des Himmels helle,

Mich umfängt des Himmels helle!

​

​

2.

Stirb’, Lieb’ und Freud’!

 

Zu Augsburg steht ein hohes Haus,

Nah’ bei dem alten Dom,

Da tritt am hellen Morgen aus

Ein Mägdelein gar fromm;

Gesang erschallt,

Zum Dome wallt

Die liebe, die liebe Gestalt.

 

Dort vor Maria’s heilig’ Bild

Sie betend niederkniet,

Der Himmel hat ihr Herz erfüllt,

Und alle Weltlust flieht:

O Jungfrau rein!

Lass mich allein

Dein eigen sein!“

 

Alsbald der Glocken dumpfer Klang

Die Betenden erweckt,

Das Mägdlein wallt die Hall’ entlang,

Es weiss nicht, was es trägt;

Am Haupte ganz,

Von Himmelsglanz,

Einen Lilienkranz.

 

Mit Staunen schauen all’ die Leut’

Dies Kränzlein licht im Haar.

Das Mägdlein aber wallt nicht weit,

Tritt vor den Hochaltar:

Zur Nonne weiht

Mich arme Maid!

Stirb’, Lieb’ und Freud’!“

 

Gott, gib, dass dieses Mägdelein

Ihr Kränzlein friedlich trag’,

Es ist die Herzallerliebste mein,

Bleibt’s bis zum jüngsten Tag.

Sie weiss es nicht,

Mein Herz zerbricht,

Stirb’, Lieb’ und Licht!

​

​

3.

Wanderlied

 

Wohlauf, noch getrunken Den funkelnden Wein!

Ade nun, ihr Lieben! Geschieden muss sein.

Ade nun, ihr Berge, Du väterlich Haus!

Es treibt in die Ferne Mich mächtig hinaus.

 

Die Sonne, sie bleibet Am Himmel nicht stehn,

Es treibt sie, durch Länder Und Meere zu gehn.

Die Woge nicht haftet Am einsamen Strand,

Die Stürme, sie brausen Mit Macht durch das Land.

 

Mit eilenden Wolken Der Vogel dort zieht,

Und singt in der Ferne Ein heimatlich Lied.

So treibt es den Burschen Durch Wälder und feld,

Zu gleichen der Mutter, Der wandernden Welt.

 

Da grüssen ihn Vögel Bekannt überm Meer,

Sie flogen von Fluren Der Heimat hieher;

Da duften die Blumen Vertraulich um ihn,

Sie trieben vom Lande Die Lüfte dahin.

 

Die Vögel, die kennen Sein väterlich Haus,

Die Blumen, die pflanzt’ er Der Liebe zum Strauss,

Und Liebe, die folgt ihm, Sie geht ihm zur Hand,

So wird ihm zur Heimat Das ferneste Land,

So wird ihm zur Heimat Das ferneste Land.

 

Wohlauf, noch getrunken Den funkelnden Wein!

Ade nun, ihr Lieben! Geschieden muss sein.

Ade nun, ihr Berge, Du väterlich Haus!

Es treibt in die Ferne Mich mächtig hinaus,

Es treibt in die Ferne Mich mächtig hinaus.

​

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4.

Erstes Grün

 

Du junges Grün, du frisches Gras!

Wie manches Herz durch dich genas,

Das von des Winters Schnee erkrankt,

O wie mein Herz nach dir verlangt!

 

Schon wächst du aus der Erde Nacht,

Wie dir mein Aug’ entgegen lacht!

Hier in des Waldes stillem Grund

Drück ich dich, Grün, an Herz und Mund.

 

Wie treibt’s mich von den Menschen fort!

Mein Leid das hebt kein Menschenwort,

Nur junges Grün, ans Herz gelegt

Macht, dass mein Herze stiller schlägt.

​

​

5.

Sehnsucht nach der Waldgegend

 

Wär’ ich nie aus euch gegangen,

Wälder, hehr und wunderbar!

Hieltet liebend mich umfangen

Doch so lange, lange Jahr!

 

Wo in euren Dämmerungen

Vogelsang und Silberquell,

Ist auch manches Lied entsprungen

Meinem Busen, frisch und hell.

 

Euer Wogen, euer Hallen,

Euer Säuseln nimmer müd’,

Eure Melodien alle

Weckten in der Brust das Lied.

 

Hier in diesen weiten Triften

Ist mir alles öd’ und stumm,

Und ich schau in blauen Lüften

Mich nach Wolkenbildern um.

 

Wenn ihr’s in den Busen zwinget,

Regt sich selten nur das Lied:

Wie der Vogel halb nur singet,

Den von Baum und Blatt man schied.

​

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6.

Auf das Trinkglas eines verstorbenen Freundes

 

Du herrlich Glas, nun stehst du leer,

Glas, das er oft mit Lust gehoben;

Die Spinne hat rings um dich her

Indes den düstren Flor gewoben.

 

Jetzt sollst du mir gefüllet sein

Mondhell mit Gold der deutschen Reben!

In deiner Tiefe heil’gen Schein

Schau ich hinab mit frommem Beben.

 

Was ich erschau’ in deinem Grund

Ist nicht Gewöhnlichen zu nennen.

Doch wird mir klar zu dieser Stund’,

Wie nichts den Freund vom Freund kann trennen.

 

Auf diesen Glauben, Glas so hold!

Trink’ ich dich aus mit hohem Mute.

Klar spiegelt sich der Sterne Gold,

Pokal, in deinem teuren Blute!

 

Still geht der Mond das Tal entlang.

Ernst tönt die mitternächtge Stunde.

Leer steht das Glas! Der heilge Klang

Tönt nach in dem kristall’nen Grunde.

​

​

7.

Wanderung

 

Wohlauf und frisch gewandert

Ins unbekannte Land!

Zerrissen, ach zerrissen,

Ist manches teure Band.

 

Ihr heimatlichen Kreuze,

Wo ich oft betend lag,

Ihr Bäume, ach, ihr Hügel,

O blickt mir segnend nach.

 

Noch schläft die weite Erde,

Kein Vogel weckt den Hain,

Doch bin ich nicht verlassen,

Doch bin ich nicht allein,

 

Denn, ach, auf meinem Herzen

Trag’ ich ihr teures Pfand,

Ich fühl’s, und Erd und Himmel

Sind innig mir verwandt,

Sind innig mir verwandt.

​

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8.

Stille Liebe

 

Könnt’ ich dich in Liedern preisen,

Säng’ ich dir das längste Lied.

Ja, ich würd’ in allen Weisen,

Dich zu singen nimmer müd’!

 

Doch was immer mich betrübte,

Ist, dass ich nur immer stumm,

Tragen kann dich, Herzgeliebte,

In des Busens Heiligtum.

 

Dieser Schmerz hat mich bezwungen,

Dass ich sang dies kleine Lied,

Doch von bitterm Leid durchdrungen,

Dass noch kein’s auf dich geriet.

​

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9.

Frage

 

Wärst du nicht, heil’ger Abendschein!

Wärst du nicht, sternerhellte Nacht!

Du Blütenschmuck! Du üpp’ger Hain!

Und du, Gebirg’ voll ernster Pracht!

Du Vogelsang aus Himmeln hoch!

Du Lied aus voller Menschenbrust,

Wärst du nicht, ach, was füllte noch

In arger Zeit ein Herz mit Lust?

​

​

10.

Stille Tränen

 

Du bist vom Schlaf erstanden

Und wandelst durch die Au’,

Da liegt ob allen Landen

Der Himmel wunderblau.

 

So lang du ohne Sorgen

Geschlummert schmerzenlos,

Der Himmel bis zum Morgen

Viel Tränen niedergoss.

 

In stillen Nächten weinet

Oft mancher aus den Schmerz,

Und morgens dann ihr meinet,

Stets fröhlich sei sein Herz.

 

Und morgens dann ihr meinet,

Stets fröhlich sei sein Herz.

​

​

11.

Wer machte dich so krank?

 

Dass du so krank geworden,

Wer hat es denn gemacht?

Kein kühler Hauch aus Norden

Und keine Sternennacht.

 

Kein Schatten unter Bäumen,

Nicht Glut des Sonnenstrahls,

Kein Schlummern und kein Träumen

Im Blütenbett des Tals.

 

Dass ich trag’ Todeswunden,

Das ist der Menschen Tun;

Natur liess mich gesunden,

Sie lassen mich nicht ruhn.

​

​

12.

Alte Laute

 

Hörst du den Vogel singen?

Siehst du den Blütenbaum?

Herz! kann dich das nicht bringen

Aus deinem bangen Traum?

 

Was hör’ ich? alte Laute

Wehmüt’ger Jünglingsbrust,

Der Zeit, als ich vertraute

Der Welt und ihrer Lust.

 

Die Tage sind vergangen,

Mich heilt kein Kraut der Flur;

Und aus dem Traum, dem bangen,

Weckt mich ein Engel nur.

1.

Joy in the Storm

​

Through the night when winds are roaring,

Storms are raging, rain is pouring,

Windows banging, inn signs creaking,

Folk, their gloomy way are seeking.

 

Then how sweet it is and peaceful

Lost within our love so blissful;

All the golden light of heaven

In our quiet room is given

 

Life abundant do not scold me,

In your gentle arms enfold me!

Until flowers are upwards springing,

Clouds float by and birds are singing .

 

Drive on storm, your rage displaying

Bang you windows, signs keep swaying,

Let the trees and waves be driven,

I’m embraced by radiant heaven,

I’m embraced by radiant heaven.

​

​

2.

Death to Love and Joy

​

In Augsburg stands a most imposing house,

With an old cathedral close by,

And one bright morning from that house

Stepped a maiden pure and shy.

While hymns they play,

She makes her way,

The dear one, the dear one to pray.

 

There under Mary’s holy gaze,

She bends her knee in praise.

The heavens from now her heart will own,

And all worldly joys have flown.

Oh, virgin fine,

Give me a sign,

Let me be thine

 

When soon the muffled bells rang out

The congregation rose from prayer,

Along the nave she seemed to float

She knew not what she wore in her hair;

A wreath so bright,

Of lilies white,

Lit by heavenly light.

 

The people there were all amazed

At the wreath shining in her hair.

The maiden stopped, her eyes were raised,

As she knelt before the high alter.

Oh holy one,

Make me a nun!

Let joy be gone.

 

God grant that this sweet maiden

May find her heart’s desire,

She is my heart's own beloved one

Till judgement day is here.

She knows it not,

It breaks my heart,

Die, love and light!

​

​

3.

Song of the Wanderer

​

Come on, one more glass of the sparkling wine!

Let's drink my dear friends, to this parting of mine.

Farewell now you mountains and homelands I know,

I'm stirred by a force that compels me to go.

 

The sun is not still in the heavens on high,

It sees land and oceans while riding the sky.

The waves do not cling to the lonely strand,

The storms rage and bluster all over the land.

 

The birds fly above where clouds float along,

In lands far away, they will sing their native song.

The young man is driven to roam thro woods and field,

And like Mother Nature, must wander the world.

 

He’s greeted by birds over seas they have flown,

They flew from the woodlands and meadows of home

The fragrance around him of flowers and trees,

Are borne from his homeland on a warm summer breeze.

 

The birds all remember the land of his birth,

The flowers that made garlands he sowed in the earth.

And loves now surrounds him to be close at hand,

So he feels at home in the most distant land,

So he feels at home in the most distant land.

 

Come on, one more glass of the sparkling wine!

Let's drink my dear friends, to this parting of mine.

Farewell now you mountains and homelands I know,

I'm stirred by a force that compels me to go,

I'm stirred by a force that compels me to go.

​

​

4.

First Green

 

You grass so new, you fresh green field,

How many hearts by you were healed,

That languished all the winter through,

Oh how my heart has longed for you.

 

You grow so strong from darkened earth,

And how my eyes light up with mirth.

Here in the woodlands quietness

My heart and lips to you I press.

 

In fellow men I’ve no belief,

No words they say can end my grief.

My beating heart is calmer made

When on my heart your green is laid.

​

​

5.

Longing for the Forest

 

Would that you had tried to hold me,

Sacred woodland I hold so dear.

With your love you did enfold me

Though so long, so long the year.

 

In your twilight birds were singing

Where the silver streamlets play,

From my heart the songs were springing,

Songs of love so fresh and gay.

 

Rivers surging echoes sounding,

All your rustling never did rest,

All your melodies surrounding

Woke the songs within my breast.

 

Here across this empty pasture

All is desolate and dry,

And I gaze above to capture

Pictures in the clouds on high.

 

Though you force my heart to waken,

Songs will seldom stir my heart.

As a birds song is forsaken

When from leaf and tree it parts.

​

​

6.

To the Glass From Which a Dead Friend Drank

 

You noble glass, now there you stand,

Glass that he often raised to living.

The spider spins a silken strand

To weave his solemn veil of grieving.

 

Now once again be filled and raised

With moonbright gold of Rheinland wines.

When in your sacred depths I gaze

I tremble for our bygone times.

 

When I look deep into your heart

Few men could know such understanding.

It’s clear to me now from the start,

How friendship true is never ending.

 

In this belief O blessed glass,

Let me now drink with heart uplifted.

Your cherished blood my lips caress,

The golden stars in you reflected.

 

Silent the moon moves down the vale.

Gravely the midnight bell is sounding.

Drained stands the glass, the holy bell

All round its crystal bowl is resounding.

​

​

7.

Walking

 

I'm off to briskly wander

To lands that are unknown.

I've broken, yes I've broken,

My ties with all at home

 

You shrines across my homeland,

Where I would kneel and pray,

You forests, ah, you hillsides,

Oh bless me on my way.

 

And while the world is sleeping,

Before birds sing at dawn,

I'll know I’m not forsaken,

I'll know I’m not alone.

 

For in my heart I carry

Her cherished pledge of love,

I feel it and I’m closer

To earth and heaven above,

To earth and heaven above.

​

​

8.

Silent Love

 

If I could but sing your praises,

Every love song you would hear.

yes I'd sing the longest phrases,

And my voice would never tire.

 

Yet what always makes me wretched,

Is that I in silence pined,

For within my heart beloved,

You will always be enshrined.

 

Now I’m overcome with grieving,

As I sing my songs again,

I am filled with pain believing,

None is worthy of your name.

​

​

9.

Questions

 

Were you not there, holy evening light?

Were you not there, holy star bright night?

You gems of blooms, you shining bower,

And you great hills full of silent power.

You birds that sing from heaven above.

You songs that fill man's heart with love,

Without you, ah, what then would pacify

The hearts of troubled men?

​

​

10.

Silent Tears

 

From slumber you have risen

The fields to wander through,

And to the far horizon

The sky is wondrous blue.

 

So long as you were sleeping

without pain, free from cares,

The heavens above were weeping,

And poured down endless tears.

 

In nights of silent grieving

Men's pain would be so great,

Next day you are believing

That gladness filled his heart.

 

Next day you are believing

That gladness filled his heart.

​

​

11.

What Made you so Ill?

 

Now that your pain is endless.

What brought about your plight?

Cold winter winds are blameless,

So is the starlit night.

 

No tree that gave you shelter,

Nor could the sun’s warm rays,

Not dreaming and not slumber,

Nor flowers that bless your days.

 

That I am sick and ailing,

That is at man's behest,

Though Nature aids my healing,

They never let me rest.

​

​

12.

Old Sounds

 

Hear then how birds sing for you?

See then the trees in bloom?

Heart can this not restore you?

And end your dreams of doom.

 

Now I hear old songs bursting

Out of a young man's breast,

From times when I was trusting

The world, when we were blessed.

 

Those days are past returning,

No meadow root sustains.

Only an angel caring,

Can end my troubled dreams.

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